Die ehemalige Ausflugsrestauration im einstigen Dorf und heutigen nördlichen Vorort der Stadt Halle steht nicht nur im Interesse des Monetarium e.V.
Unser Verein arbeitet in dieser Sache eng zusammen mit der Bürgerinitiative „Gesundes Trotha e.V.“, die sich ebenfalls für dieses – neben der Kirche und der Mühle – bedeutende Denkmal einsetzt.
Das Gelände wird derzeit nicht genutzt und steht leer und befindet sich wohl in privater Hand. Die Stadt Halle strebt eine – zumindest teilweise – öffentliche Nutzung an und ist auf der Suche nach Investoren. Hier möchten die Vereine ansetzen und durch ihre Kontakte zu verschiedensten Unternehmen und Organisationen den Boden bereiten, auf dem eine sinnvolle und angemessene Nutzung erst möglich wird.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit für das Denkmal wurde das Haus und Gelände zum zweiten Mal am Tag des offenen Denkmales am Sonntag, dem 8. September 2002, geöffnet. Bei einem weiteren Termin präsentierten sich Vereine im Denkmal. unser Verein präsentierte im Jahre 2002 die erste Medaille in seiner Geschichte überhaupt, die das Haus Madeweiß und den späteren Kaffeegarten Trotha zeigt. Von dieser Medaille sind noch Restexemplare zum Preis von 10,00 € erhältlich und über die Geschäftsstelle des Vereins zu erfragen.
Informationen über die Geschichte des Denkmales
Diese reicht weit in die Vergangenheit zurück. Schon seit frühester Urzeit und namentlich mit Funden aus der Bronzezeit sind Besiedlungen auf dem Gebiet der gesamten Gemarkung Trotha nachweisbar.
Historisch zu belegen ist der Werdegang des Areals in der Pfarrstraße durch Funde aus der slawischen Zeit (um 600-800 n.Chr.). In dieser Zeit befand sich hier ein Kastell zum Schutze der Siedlungsgrenze zwischen den Slawen und den Germanen; die Saale bildete damals den Grenzfluß. Nach der Eroberung des Gebietes durch Karl den Großen und nachher dessen Sohn König Karl V. wurde auf dem Gelände der alten und mittlerweile zerstörten slawischen Feste ein Ministerialensitz bzw. ein kleines germanisches Kastell errichtet. Mit diesem Besitztum wurde dann ein Sproß derer von Rebeningen (heute: Röblingen am See) belehnt. Als „Herren von Trotha“ bezeichneten sich die hier ansässigen Ritter, was darauf zurückzuführen ist, daß es in dieser Zeit noch üblich war, sich nach dem Orte zu benennen, mit dem man als Adelsherr belehnt worden war. Das Adelsgeschlecht besteht noch heute. Alte Kellergewölbe sind noch heute lebendige Zeugnisse aus dieser Zeit. Hier findet der Besucher Tonnengewölbe und Türrahmen bzw. Fasen ( = abgeschrägte Ränder), die in die gotische Zeit eingeordnet werden können. Somit hat man hier noch Zeichen aus der Zeit derer von Trotha. Ein steinernes Konsolsims an einem Türdurchgang könnte gar in die Romanik datiert werden.
Die von Trotha verließen auf Grund von Querelen mit dem in Halle ansässigen Kloster Neuwerk den Ort in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Jahre 1426 waren die Höfe in Trotha im Zusammenhang mit diesen Zwistigkeiten niedergebrannt und wohl nie wieder richtig aufgebaut worden.
Geschichtlich von Interesse ist das Gelände ferner dadurch, daß gegen Ende des 17. Jahrhunderts Friedrich Madeweiß, der sich als kurfürstlich-brandenburgischer Postmeister große Verdienste erwarb, dessen Eigentümer wurde. Im Jahre 1685 erbaute er das heute noch stehende Wohnhaus. Manch hohen Besuch sah das Gelände in jener Zeit, so den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. (ab 1701 König Friedrich I. in Preußen), als er die Universität in Halle weihte und den Grundstein für die steinerne Schleuse in Trotha legte. Nebenstehendes Bild zeigt den original erhalten Türüberbau, der auf Madeweiß als Erbauer des Hauses hinweist.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Abraham von Eichstädt, ein Jugendfreund des sächsischen Staatsministers Brühl, das Grundstück mit Hilfe des Ministers erworben. Von Eichstädt nahm – vielleicht als Gefälligkeit für diesen Dienst – in seinem Hause die Stieftochter von Brühl auf, die von diesem hierher in die Verbannung geschickt worden war. Ihr wurde eine „unstandesgemäße“ Beziehung zu ihrem Musiklehrer vorgeworfen, bei dem es sich um keinen geringeren als um Friedemann Bach handelte.
Später gelangten Wohnhaus und Grundstück in den Besitz der Familie Preiß, die unter dem Namen „Preißischer Kaffeegarten“ mit großem Erfolg das hier eingerichtete Etablissement führten. Berühmt war der Kaffeegarten unter anderem durch die Eierkuchen der Familie Preiß, so daß der gute Ruf der Wirtsstätte Menschen aus nah und fern anzog. Am 22. Juni 1841 wurde hier der „Alte Verein“ (eine der ältesten halleschen burschenschaftlichen Verbindungen) gegründet, aus dem am 5. Juli 1844 der Wingolf (ebenfalls eine Studentenverbindung) hervorging – dieses Ereignis fand ebenfalls in Trotha statt.
In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts dann übernahm Franz Edel das Gelände, der Inhaber des Neuen Theaters in Halle war, welches durchaus als ein Vorläufer des heutigen „nt“ gesehen werden darf. Edel nutzte den Kaffeegarten – der aber weiter Restauration war – als einen zusätzlichen Auftrittsort für seine Künstler und sorgte auf diese Weise für einen vermehrten Besucherstrom.
Der erste Weltkrieg bedeutete den Niedergang des Kaffeegartens, und die Inflation vereitelte die ehrbaren Bemühungen damaliger Zeitgenossen in Bezug auf eine Wiederbelebung. Im Jahre 1924 erwarb der hallesche Ruderclub (HRC) das Gelände und baute Garten und Gebäude um. Der Sportclub wurde im Jahre 1951 enteignet; heute ist er wieder auf dem Gelände ansässig. Das ehemalige Madeweiß‘sche Haus diente in der Folgezeit unter anderem als Schule, Jugendwohnheim sowie Bauhof des Hochbauamtes Halle. Der Saalanbau wurde als Turnhalle genutzt.
Der heutige Zustand
Heute stehen alle Gebäude leer, und es warten das Haupthaus, der Saal sowie das gesamte Gelände auf eine neue Nutzung.
Das Madeweiß’sche Haus selbst begrüßt den Besucher zunächst am Haupteingang mit einem deutlichen Hinweis auf seinen Erbauer (siehe das Bild oben). Eine in Stein gebrachte Inschrift würdigt Friedrich Madeweiß und hält ihn in Erinnerung. Im Haus selbst befinden sich am Kellereingang an der Decke Stuckelemente, die hoffen lassen, daß bei einer Restaurierung des Gebäudes auch im ersten Obergeschoß Stuck und andere Verzierungen gefunden werden, wenn man sich daran begibt, die Räume mit den derzeit abgehängten Decken wieder in den Originalzustand zu versetzen. Aus der Bauzeit des Gebäudes stammen ebenfalls die wesentlichen Teile des Dachstuhles, der als „doppelter Stuhl“ bezeichnet wird. Dieser Dachstuhl befindet sich in einem relativ guten Erhaltungszustand und ist links im Bild zu sehen.
Das Wohnhaus des einstigen Postmeisters hat im Zuge der Nutzung des Geländes als Kaffeegarten einen Anbau erhalten, der sich in westliche Richtung weisend an das Haupthaus anschließt. Dieser Anbau stellte in der Vergangenheit den Festsaal der Restauration dar. Innen offenbaren sich erstaunliche Details, denn die recht kunstvoll gestaltete Dachkonstruktion mit in den Raum hineinragendem Gebälk ist außerordentlich gut erhalten und bildet noch heute eine sehenswerte Zierde.
Auf dem Gelände des ehemaligen Gartens kann man Reste aus alter Zeit kaum noch erahnen. Die vom Ruderclub genutzten und aus neuerer Zeit stammenden Gebäude stehen an der Stelle von Nebengebäuden des Kaffeegartens, so daß hier Zeugnisse aus alter Zeit verschwunden sind. Von Dingen wie der „Drei-Kaiser-Grotte“ oder der „Höhle der Heinzelmännchen“ – von diesen kann man in alten Schriften als sich im Garten befindlich lesen – entdeckt man heute keinerlei Spuren mehr.
… und wie nun weiter?
Der Monetarium e.V. setzt sich zusammen mit Partnern u.a. für die Erhaltung dieses Denkmales sowie dessen öffentlicher Nutzung z.B. durch Vereine ein. Möchten Sie sich mit Ideen und Vorstellungen einbringen, so setzen Sie Sich bitte mit uns in Verbindung.
Spenden werden derzeit nicht eingeworben, da nicht klar ist, ob unsere Ideen überhaupt in eine neue Nutzung einfließen können.
Der Kaffeegarten Trotha liegt in gleichnamigem hallischen Stadtteil in der Pfarrstraße Nr. 4b. Während sich früher dessen Eingang an der Trothaer Straße am Denkmalsplatz (mit der Straßenbahn, Haltestelle Denkmalsplatz!) befand, erreicht man das Gelände heute, indem man die Pfarrstraße entlanggeht und fast an deren Ende nach rechts einbiegt. Links befindet sich das Gebäude des HRC; rechterhand öffnet sich der Weg zu einem Platz und gibt dann den Blick zum Gebäude frei.